Sehr geehrte Angehörige, verehrte Trauergäste,
"das Leben ist nicht fair", haben wir soeben von Herrn Grönemeyer gehört.
Wir verabschieden uns heute gemeinsam von einem beliebten und geliebten, ebenso wie
geschätzten und geachteten Menschen.
Stefan Creutzburg ist durch einen tragischen Verkehrsunfall am 29. Mai des Jahres 2007 aus
dem Leben gerissen worden. Er ist knapp eine Woche vorher gerade einmal 19 Jahre alt
geworden.
Es muss, anlässlich dieses furchtbaren Abschieds, jeder für sich Mittel und Wege finden, um
mit diesem furchtbaren Verlust fertig zu werden.
In tiefer Trauer und unsäglichem Schmerz sind seine Eltern Cornelia und Detlef
Creutzburg, sein Schwester Kathy, seine Großeltern Eleonore und Günther
Creutzburg, seine Freundin Carolin, sowie alle anderen Anverwandten, seine Freunde,
Arbeitskollegen und Bekannte und selbstverständlich alle, die ihn mochten und gern
hatten.
Es gibt Veranstaltungen, die man nicht unbedingt besuchen möchte, um nicht zu sagen: "die
braucht kein Mensch". Diese hier und heute gehört zweifelsohne dazu.
Trotzdem ist es umso bemerkenswerter, dass Sie sich entschieden haben, so zahlreich, daran
teilzunehmen.
Einerseits ist es die Achtung einem beliebtem Menschen gegenüber, andererseits bringen Sie
dadurch den Angehörigen Ihre Anteilnahme zum Ausdruck.
Der Tod von Stefan Creutzburg ist ebenso unbegreiflich wie unfassbar.
Unabhangig voneinander sagen alle, die ihn gekannt haben, er wäre ein sicherer, besonnener,
ja umsichtiger Autofahrer gewesen.
Seine Schwester hat sogar schon während der Fahrt neben Stefan geschlafen. Er durfte das
Auto seiner Eltern fahren und was das bedeutet, brauche ich gerade den 18- und l9-jährigen
wohl nicht zu erklären.
Hier im Ort kursieren allerdings, wie immer in einem solchen Fall, diverse Geruchte. Damit
kann und muss man hier und heute aufräumen.
Es spielten weder Alkohol noch Drogen bei Stefans Unfall eine Rolle. Er hatte auch keinen
Liebeskummer oder Selbstmordabsichten.
Und es war auch nicht der zweite Smart innerhalb eines Jahres. Deswegen behaupten ja
einige, dass es mit den Fahrkünsten nicht weit her gewesen sein kann, wenn er innerhalb eines
Jahres schon das zweite Auto hatte. Es war immer noch das erste, Stefan hat es lediglich
umlackieren lassen, das war ein Weihnachtsgeschenk seiner Eltern.
Alle hier Anwesenden sind fassungslos, seit sie die Nachricht von Stefans Tod erhalten
haben. Die Angehörigen können es nicht verstehen und akzeptieren schon gar nicht.
Dieser schwerwiegende Verlust eines beliebten und geliebten Menschen reißt natürlich eine
kaum zu schließende Lücke in das Leben der Hinterbliebenen.
Die Hinterbliebenen, das sind vor allem seine Familie, aber auch Freunde, Bekannte und
Arbeitskollegen, ja einfach sämtliche Menschen, die jemals mit ihm zu tun hatten.
Denn jeder von Ihnen, der Stefan hier und heute die letzte Ehre erweist, hat etwas mit ihm
geteilt, etwas mit ihm erlebt. Sie haben mit ihm gelacht und vielleicht manchmal auch
geweint. Es gab Höhen und Tiefen in diesem leider viel zu kurzen Leben.
Freude, Lachen, Späße, das alles ist vorbei. Und Stefan war doch ein lustiger und humorvoller
Mensch. Er war es doch, der immer für Späßchen zu haben war, auch gerne mal seine
Schwester oder seine Eltern geneckt hat. Und seien Sie sicher, verehrte Trauergäste, Stefan
hätte keinesfalls gewollt, dass jetzt alle so traurig sind.
Trauern Sie nicht um das Verlorene, sondem freuen Sie sich über das, was Sie gehabt haben.
Sich aufregen oder gar ärgern, geht auch nicht mehr. Wobei das allerdings recht selten
vorgekommen ist. Stefan Creutzburg war eher ein ruhiger Vertreter, wenn es einmal Ärger
gegeben hat, hat er sich zurückgezogen und die Angelegenheit nach einer halben Stunde
verdaut.
Nun sind all jene Dinge, die ein gemeinsames Leben ausmachen und all jene, die diesen
Menschen ausgemacht haben, für immer zu Ende.
Wer erinnert sich nicht an ein freundliches, fröhliches "Servus" oder "Na Ihrs"?
Den nahen Angehörigen gilt an dieser Stelle das besondere, ausdrückliche Beileid und
Mitgefühl.
Wenn Eheleute ihren Partner verlieren, sind sie Witwe oder Witwer, wenn Kinder ihre Eltern
verlieren, sind sie Waisen.
Hier und heute trauern Eltern um ihren Sohn. Doch wie nennt man eigentlich Eltern oder
Elternteile, deren Kind stirbt. Das ist so schlimm, so grausam, dass es dafür nicht einmal ein
Wort gibt.
Der Tod gehört zum Leben. Das ist ein unumstößliches Naturgesetz. Egal ob er plötzlich und
unerwartet eintritt, oder ob man schon seit längerem damit rechnen musste.
Doch, was hier passiert ist, ist unnatürlich. Hat es die Natur nicht so vorgesehen, dass ein
Mensch erst stirbt, wenn er alt ist. Dass die Schwelle vom Leben zum Tod erst dann
überschritten wird, wenn das Leben erfüllt ist?
Die erste Reakfion auf die Todesnachricht war bei Ihnen allen "Warum nur!"
Warum unser Sohn, unser Enkel, warum mein Bruder, mein Freund? Warum gerade Stefan
und vor allem warum jetzt schon? Gerade einmal 19 Jahre ist ja nun wirklich überhaupt kein
Alter zum Sterben!
Stefan wird im Herzen weiterleben. Denn wenn man Conny und Detlef Creutzburg über den
Sohn sprechen hört, wenn man der Schwester oder Oma und Opa bei der Beschreibung des
Enkels und Bruders zuhört, muss man feststellen, dass sie alle sehr liebevoll über Stefan
sprechen und trotz der tiefen Trauer in angenehmen und teilweise lustigen Erinnerungen.
schwelgen.
Dabei können sie jetzt Ihre Unterstützung brauchen, verehtte Trauergäste. Wer Stefan gekannt
hat, fiihlt mit und trauert mit. Stehen Sie alle älsammen, stehen sie vor allem den
Angehörigen zur Seite.
Jeder von lhnen, jeder von Euch, hat seinen persönlichen Grund, an der heutigen Feierstunde
teilzunehmen. Jeder kann nämlich auf persönliche Begebenheiten und Ereignisse
zurückblicken. Und jedes dieser Erlebnisse sollte fortan unter der Überschrift stehen: "Ja so
war es!" Um dann gleich in der Erinnerung hinzuzufügen: "Ja so war ER. So war unser
Stefan und deswegen werden wir ihn auch niemals vergessen. Wir werden ihn in unserem
Gedächtnis und in unseren Herzen behalten.
Wenn Ihnen, verehrte Angehörige und allen anderen Hinterbliebenen das gelingt, dann ist
Stefan Creutzburg gar nicht so weit weg. Dann ist er eben nur nicht mehr zu sehen.
Wie formulierte Antoine de Saint Exupery in seinem Buch "Der kleine Prinz" sehr treffend?:
Wenn ihr mich sucht, sucht in Euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, werde ich
fir immer bei Euch sein!" Blicken wir nun auf ein viel zu kurzes Leben zurück.
Auch wenn es schwer fällt, wenn es nahezu unerträglich erscheint, soll ein solcher Rückblick
die Höhepunkte des Lebens eines beliebten und geliebten Menschen in Ihre Erinnerung
zurück rufen und möglichst lange dort wach halten.
Als jüngeres der beiden Kinder der Eheleute Cornelia und Detlef Creutzburg wurde Stefan am
23. Mai 1988 geboren.
Schwester Kathy war 4 % Jalve alter und das Verhältnis der Geschwister zueinander war gut
und herzlich und das ist auch zeitlebens so geblieben. Besonders jetzt, als beide erwachsen
waren und Kati ausgezogen war, war die große Schwester Bezugsperson und Anlaufpunkt,
auch bei Unstimmigkeiten mit den Eltern.
Die Mutter erinnert sich an Stefan als ein liebes Baby und ein liebes Kind. Manchmal war der
Kleine ein wenig stur, aber im Großen und Ganzen doch pflegeleicht.
Er konnte sich sehr gut alleine beschäftigen, erst mit Bauklötzen, später mit Legosteinen.
Schon zu der Zeit begab sich sein technisches Interesse zu entwickeln.
Wie die meisten seiner Altersgenossen besuchte Stefan den Kindergarten. Seiner stand in der
Bürgeraue. Seine Erzieherin, Frau Vogt, hatte es bestimmt nicht einfach mit dem quirligen
Kerl, er war wirklich ein Hansdampf in allen Gassen.
Kontaktfreude war eine seiner herausragenden Charaktereigenschaften, Stefan hatte immer
viele Freunde. Dieser Wesenszug ist ihm ja erhalten geblieben, er hatte nie Probleme, auf die
Leute zuzugehen und heutzutage, wie man sieht, einen großen Freundes- und Bekanntenkreis.
Nach Meinung seiner Eltern war der Junge noch zu verspielt und er wollte auch nicht in die
Schule, aber aufgrund des Ergebnisses eines Eignungstests m u s s t e Stefan Creutzburg ab
1994 indie Löfflerschule. Davon war er überhaupt nicht begeistert, wenn er gekonnt hätte,
wäre er auch zwischendurch mal heimgegangen.
Nach einer kurzen Zeit im Neubau zog die Familie 1997 hierher nach Goldbach, wo Stefan
die Grundschule beendet hat.
Danach ging er in die Regelschule Warza. Doch nach wie vor war er mehr der Praktiker, mehr
ein Mann der Tat. Die Schule war für ihn nur ein notwendiges Übel.
Er strebte einen qualifizierten Hauptschulabschluss an und wollte damit Kfz-Mechatroniker
werden. Das war sein erklärtes Ziel, sein Traumberuf und es kam auch nichts anderes in
Frage. Das oder gar nichts.
Zu Anfang der 9ten Klasse musste der junge Mann allerdings feststellen, dass sein
Notendurchschnitt bei weitem nicht für eine Lehrstelle reichen wird. Daraufhin ist er die
schulischen Belange etwas ernster angegangen, hat gelernt und tatsächlich einen "Zweier-
Durchschnitt" erreicht.
Während der Sommerferien 2005 hat Stefan 2 Wochen bei der Fa. Kfz-Service Falke in
Schwabhausen zur Probe gearbeitet und daraufhin tatsächlich einen Lehrvertrag erhalten.
In diesem Beruf ist Stefan total aufgegangen, das hat ihm Spaß gemacht und sein Meister war
auch sehr zufrieden mit dem Azubi.
Die Gesellen haben scherzhaft behauptet, dass sie Stefan wegen seiner Größe am liebsten im
Motorraum einsetzen, wo es ja auch am schmutzigsten ist.
Das war Stefan egal, er war gerne ölverschmiert. Er galt als fleißig und eifrig, na ja manchmal
etwas übereifrig, aber er hat jedenfalls nie auf Stunden geguckt und auch noch keinen Urlaub
gemacht.
Er war wirklich auf dem besten Weg, seine Leidenschaft und sein Hobby zum Beruf zu
machen.
Denn seine Fahrzeuge hat er schon immer geliebt, gehegt und gepflegt.
Das fing schon mit seinem Fahnad an. Zur Jugendweihe gab es einen Motorroller und später
hat er eine 125er besessen.
Zum l8ten Geburtstag schenklen ihm seine Eltern den "Smart". Das war sein Wunschauto,
also hat er sich auch an der Anschaffung beteiligt.
Ein solches Auto ist recht ungewöhnlich für einen jungen Mann, aber er hat ihn sich
ausgesucht.
Damit konnte er seine durchaus liebenswerte "Automacke" richtig ausleben.
wurde der Smart geputzt, innen und außen.
Alle 2 Tage wurde der Smart geputzt, innen und außen.
Aber auch die Fahrzeuge seiner Eltern und seiner Schwester mussten immer sauber sein,
dafiiLr hat Stefan schon gesorgt.
Zu Hause hat er sich eine kleine Werkstatt eingerichtet, dort schon die Kleinbusse seiner
Mutter gepflegt und gewartet.
Dazu hat er auch immer Zeit für Haus und Grundstück gefunden. Dabei war er von sich aus
hilfsbereit, hat gesehen, wo die Arbeit liegt.
Drinnen hocken gab es für Stefan nicht, außer mal bei den Rennen der Formel 1. Aber das hat
ja bekanntlich mit Autos zu tun.
Fußball fand er bescheuert, aber vom WM-Fieber ist er dann doch, wie alle anderen, gepackt
worden.
Kurz gehörte er der ortsansässigen freiwilligen Feuerwehr an, doch da hat es ihm nicht
gefallen. Seit 2 Jahren hat er beim S.V. Blau-Weiß Goldbach/Hochheim gekegelt, im ersten
Jahr so erfolgreich, dass seine Jugendmannschaft gleich aufgestiegen ist. In der höheren
Spielklasse gab's dann allerdings nichts mehr zu holen und sie stiegen wieder ab.
Ansonsten hat Stefan seine Freizeit gerne mit seinen Freunden und Kumpels hier in Goldbach
verbracht.
Seit einem halben Jahr war Stefan mit Carolin aus Waltershausen zusammen.
Von dort kam er auch, als es am 29.Mai zwischen Aspach und Teutleben zu dem Unfall und
dessen schrecklichen Folgen gekommen ist.
Und es ist nach wie vor unfassbar!!
Sehr geehrte Angehörige, verehrte Trauergäste,
ich darf Sie bitten, sich zu Ehren und in Gedenken an einen guten, hilfsbereiten Sohn, Bruder
und Enkel, einen zuverlässigen Freund und Kumpel, den jungen Mann mit der liebenswerten
Automacke, in Gedenken an Stefan Creutzburg, sich von Ihren Plätzen zu erheben.
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